Praktisch jedes KMU – insbesondere auch ein Startup – hat Bedarf nach Mitarbeitenden mit guten Kompetenzen im ICT-Bereich. Bei der Rekrutierung erleben sie alle ähnliche Schwierigkeiten. Am Innovations-Apéro vom 3. November zeigten 5 Fachleute auf, wie dem Fachkräftemangel von Software-Ingenieuren entgegengewirkt werden kann.
Damit der Innovations-Apéro nicht, wie so viele andere Veranstaltungen, abgesagt werden muss, entschieden wir uns, den Anlass für die über 40 angemeldeten Teilnehmenden digital durchzuführen. Diese hörten sich online die fünf Referate zum Thema «Ressourcen-Engpass Software-Ingenieure: Wie lösen?» an.
Marcus Kuhn «Lean an den Markt mit einem MVP»
Der erste Referent Marcus Kuhn arbeitet gemeinsam mit Startups und KMUs an der Konzeption und Umsetzung von Digitalprojekten, mit Hilfe des Startups what.digital. Als erstes wird der Markt validiert: «Was möchten die Kunden? Kann das Business Modell funktionieren?». Anschliessend wird das MVP (Minimum Viable Product) eingeführt. Anschliessend muss das Produkt aber stetig verbessert werden, um auf dem Markt zu bestehen.
Daniela Meier «Eigene ambitionierte Mitarbeiter zu Programmierern ausbilden»
In den letzten Jahren hat Daniela Meier realisiert, dass Data Science immer wichtiger wird. Deshalb engagiert sie sich für die Propulsion Academy. Der Grund dieses Startup zu gründen, war simpel: Fachkräftemangel. Programmierende fehlen an allen Ecken. Die Propulsion Academy bietet Angebote für alle an; für Personen die ihr Wissen vertiefen oder solche, die sich komplett umorientieren möchten. Ein gewisses Basiswissen in der Programmierung sollten die Interessenten mitbringen.
Prof. Jürgen Spielberger «Software-Projekte zusammen mit einer Fachhochschule umsetzen»
Jürgen Spielberger ist Professor an der ZHAW im Forschungsschwerpunkt Software Systems. In seinem Referat spricht er über die Vorteile einer Zusammenarbeit von Startups mit der ZHAW, das sei eine gute Möglichkeit, Studenten anzuwerben. Studenten arbeiten für ihre ZHAW-Projekte mit Firmen zusammen und wechseln nach ihrem Abschluss als festangestellte Mitarbeitende in die Firma. Spielberger ermuntert die Startups mit ihren Ideen bei der ZHAW vorstellig zu werden, dann könne gemeinsam evaluiert werden, ob die Projekte realisierbar seien. Oftmals werden Software-Projekte auch von Innosuisse unterstützt, sofern sie gewisse Voraussetzungen erfüllen.
Sascha Emmenegger «Welche Vorschriften gelten bei der Anstellung ausländischer Fachkräften?»
Sascha Emmenegger arbeitet beim Kanton Zürich beim Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA). In seinem Referat erklärt er die Vorgehensweise für die Anstellung von ausländischen Fachkräften.
Die Arbeitnehmer werden in zwei Kategorien eingeteilt. Personen aus der EU/EFTA können einen Arbeitsvertrag unterschreiben und erhalten so automatisch die Arbeitsbewilligung. Für Personen aus Drittstaaten hingegen braucht es immer einen Antrag. Erteilt das AWA die Arbeitsbewilligung, muss auch noch das Migrationsamt eine Aufenthaltsbewilligung erteilen. Erst dann ist die Person im Unternehmen einsetzbar. Jedes Jahr werden im Kanton etwa 18’000 Anträge gestellt, wovon 80% bewilligt werden. Sascha Emmenegger räumt ausserdem mit dem Gerücht auf, dass Startups benachteiligt würden. Er fordert alle Startups auf, ihre Anträge einzureichen.
Fabio Donnaloia «dedicated nearshore software engineering»
Der letzte Referent des heutigen Abends ist Fabio Donnaloia. Er ist selbständiger Martketingberater mit seinem Startup job.rocks. Für den Aufbau von job.rocks war Donnaloia selbst auf der Suche nach Software-Entwicklern und ist im Kosovo fündig geworden. Damit auch andere Schweizer Startups vom Fachwissen aus dem Osten profitieren können, gründete er das Startup swiss innovation hub (sih) in Pristina und stellt die Software-Entwickler an. Nun können Schweizer Startups ihre Jobausschreibung an den sih senden, diese publizieren ihn in Pristina und die Startups können sich unter den Bewerbern ihren passenden Entwickler aussuchen. Die Räumlichkeiten für die Arbeit in Pristina werden vom sih zur Verfügung gestellt.
Rachel Blaser von m-f engineering
Mit verschiedenen Partnern hat das Unternehmen ein firmenübergreifendes Software-Trainee-Programm auf die Beine gestellt. Die Trainees haben die Möglichkeit, während drei Jahren in verschiedenen Partnerfirmen produktiv mitzuarbeiten. Die meisten werden anschliessend bei einer diesen Firmen angestellt.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Software-Ingenieure nicht einfach zu finden sind. Es wird jedoch viel gemacht, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Thomas Schumann verabschiedet die Teilnehmenden des Online-Innovations-Apéro und hofft, das nächste Mal auf eine Veranstaltung, die wieder physisch durchgeführt werden kann.