Das Startup RELiYOO entwickelt ein intelligentes Rollstuhl-Sitzkissen gegen Dekubitus. Die innovative Technologie soll nicht nur das Entstehen von Druckgeschwüren auf der Haut verhindern, es erlaubt auch eine Genesung und Überwachung während des Sitzens.
Wundsitzen ist für Rollstuhlfahrende eine schmerzhafte und einschneidende Angelegenheit. Dieser sogenannte Dekubitus ist nur mühselig heilbar und muss nicht selten mit hohem Aufwand operiert werden. Dies stellt für Betroffene einen langwierigen Leidensweg dar. Auch Pflegende und Versicherungen müssen zudem mit einem enormen Aufwand zurechtkommen, sowohl finanziell als auch zeitlich. Um dem entgegenzutreten, hat RELiYOO eine neuartige technische Innovation entwickelt.
Das junge Startup mit Sitz in Winterthur entwickelt ein intelligentes Rollstuhl-Sitzkissen. Anders als herkömmliche Lösungen ermöglichen im Kissen eingebaute Luftkammern und Technologie, dass permanent eine ausgezeichnete Druckverteilung an dem Gesäss besteht. So können die chronischen Druckgeschwüre der Haut nicht nur präventiv verhindert werden, sondern können sogar teilweise auch während des Sitzens heilen. Die Entlastung des Gesässes auf dem Kissen erfolgt für die Nutzer völlig unbemerkt. Das RELiYOO-Rollstuhl-Sitzkissen ermöglicht ausserdem ein Echtzeit-Monitoring der Druckverteilung, was es erlaubt, die korrekte Funktion und die Druckeinwirkung jederzeit zu überprüfen.
«Airbag» gegen das Wundsitzen
Co-Gründer Uwe Schonhardt erkannte während seiner täglichen Arbeit als Ergotherapeut, dass es derzeit keine effektiven Lösungen gibt, um das Wundsitzen zu verhindern, geschweige denn eine Genesung im Sitzen zu gewährleisten. «In den letzten 30 Jahren sind die Prinzipien der eingesetzten Sitzkissen dieselben geblieben. Bei bisher üblichen Anti-Dekubitus-Sitzkissen machen wir immer wieder die Erfahrung, dass es trotzdem zu Dekubitus kommen kann, und es gibt keine ausreichend präventiven Lösungen», so der Ergotherapeut und gelernte Maschinenbau-Ingenieur. Um das zu ändern, startete Uwe Schonhardt 2017 mit ersten Konzeptentwicklungen, welche über die Jahre zusammen mit seinen heutigen Geschäftspartnern Marcel Kalberer und Sven Krauß zu voll funktionsfähigen Prototypen gereift sind und 2023 zur Gründung der Firma RELiYOO geführt hat. Die drei verbindet zum einen ihre vielfältigen Fachkenntnisse aus Maschinenbau und Ergotherapie, Produktentwicklung und Vertrieb sowie Programmierung und Elektronik, aber auch ihr Wille, Rollstuhlfahrenden das Leben zu erleichtern und die Sitzversorgung zu revolutionieren, so Marcel Kalberer.
Die innovative Technologie von RELiYOO sorgt automatisch für die richtige Druckverteilung und entlastet die gefährdeten Gesässbereiche kontinuierlich. (Bild: RELiYOO).
Breite Förderung und überzeugte Fachpersonen
Gefördert wird RELiYOO unter anderem von der Schweizer Paraplegiker Stiftung, welche den Entwicklungsfortschritt bereits mit dem zweiten Funding unterstützt. Auch Uwe Schonhardts Arbeitgeberin, die REHAB Basel, unterstützt RELiYOO. «Meine Chefärztin Frau Dr. Hund gab uns ein erstes Funding in Form von Zeit, mit der ich die zugrundeliegenden Konzepte entwickeln konnte. Ohne dieses Investment würden wir heute nicht an diesem Punkt stehen», so Co-Gründer Uwe Schonhardt. Weiterhin ist der Austausch im REHAB Basel mit Fachpersonen und zukünftigen Nutzern ein entscheidender Erfolgsfaktor für die weit fortgeschrittene Usability der aktuellen Prototypen. Erste Geräte sind bereits bei Betroffenen unter enger Begleitung durch RELiYOO und Fachpersonen im Einsatz.
Mit der anstehenden Vorserie wird RELiYOO das Produkt ausgiebig testen, die Marktreife und Medizinprodukt-Konformität erreichen und die Vermarktung vorantreiben. RELiYOO wird zudem in diesem Jahr an der Swiss Abilities in Luzern sowie an einigen Fachkongressen teilnehmen.